In Harvard wundern sie sich selbst, wie es dazu gekommen ist, dass diese Studie immer noch läuft. 1938 haben Wissenschaftler dort begonnen, die Entwicklung von Erwachsenen zu studieren. Irgendwie wurde dieses Projekt immer weiter fort geführt, weshalb die "Grant-Study" jetzt zur längsten Studie der Welt über Glück und erfülltes Leben geworden ist.
Was haben die Harvard-Forscher dabei über ein gutes Leben gelernt? „Seit 75 Jahren verfolgen wir das Leben von 724 Menschen“, berichtete Robert Waldinger bei einem TED-Talk Jahr 2015. „Nun, bei den Lektionen geht es nicht um Reichtum oder Ruhm oder darum, immer härter zu arbeiten. Die klarste Botschaft, die wir aus dieser 75jährigen Studie erhalten ist folgende: Gute Beziehungen halten uns glücklicher und gesünder. Punkt.“ Sogar finanzieller Erfolg hängt von der Wärme der Beziehungen ab, und – ab einem bestimmten Niveau – nicht vom IQ.
Die Wissenschaft trifft hier eine der Kernaussagen der Bibel (siehe unten). Es gibt inzwischen eine Fülle solcher Beispiele, die eine Brücke bauen zwischen Wissenschaft und Spiritualität. Diese Brücke nenne ich Mystik. Sie beschreibt den Weg nach innen mit Blick auf das große Ganze. Es ist der Weg zu einem erfüllten Leben in Verbundenheit mit den Menschen um uns herum. Wo dieser Weg für Sie starten oder sich für Sie fortsetzen kann, könnte Thema eines Coachings / einer Begleitung sein.
Joh 15, 11-12
Was steht eigentlich in der Bibel über "Freude"? Diese Frage fiel mich an, nachdem ich von der Grant-Study in Harvard gehört hatte. Zuvor schon hatte ich unzählige ähnliche Studien gesehen, etwa über das Glück, das durch Mitgefühl oder Güte entstehen kann. So ist Mitgefühl für das höchste Glücksniveau verantwortlich, das je im Gehirn gemessen wurde, und zwar bei tibetischen Mönchen. Doch was sagt die Bibel?
Als ich obige Passage (Joh 15, 11-12) entdeckt habe, bin ich im Zimmer umher gehüpft wie Mario Götze nach seinem Tor im WM-Finale. Das war für mich eine spektakuläre Entdeckung. Ich bin katholisch erzogen und ich lese schon sehr lange auch immer wieder in der Bibel. Doch dieser Zusammenhang war mir bis dahin völlig entgangen: Das Gebot der Nächstenliebe ist tatsächlich aufs Engste damit verknüpft, dass unsere "Freude vollkommen wird".
Kurz darauf war ich bei einer Hochzeit eingeladen. Die Lesung ging um obige Bibelstelle, allerdings startete sie erst bei Vers 12. Dieser grandiose Zusammenhang zwischen der Nächstenliebe und unserer vollkommenen Freude geht dabei völlig verloren. War das ein Versehen? Oder wird das bewusst so gemacht? Ist mir deshalb dieser Zusammenhang zuvor noch nie aufgefallen? Oder war ich zuvor nur nicht offen für diese wichtige Einsicht?
Wie dem auch sei: Die Bibel und die Wissenschaft sind sich also in diesem Punkt schon mal einig: Das größte Glück entsteht nicht auf einem Ego-Tripp, sondern es braucht gelingende und erfüllende Beziehungen zu anderen Menschen. Den Weg zu dieser Art des Glücks nenne ich Mystik.
Was ist Mystik?
In der Mystik geht es nach meinem Verständnis zunächst einmal um die ganz konkrete innere Erfahrungen mit unserem Selbst, also um unsere eigenen Gedanken, Gefühle, um unser Bewusstsein etc. Hier wird sich nichts eingebildet, es wird nichts verleugnet und es wird auch nichts manifestiert oder beim Universum bestellt. Mystiker:innen versuchen schlicht, ehrlich zu sich selbst zu sein. Sie versuchen, den göttlichen Funken, die Liebe, in sich selbst zu entdecken und zu entwickeln. Sie haben das Ziel, in Einklang und in Harmonie zu kommen mit dem Großen und Ganzen. Ich nenne das "das wahre Selbst entwickeln".
Dabei geht es auch um die Frage, welchen einzigartigen Beitrag jede und jeder Einzelne von uns für diese Welt und zu einem gelinden Miteinander, leisten kann. Einen Beitrag, der uns erfüllt. Ein solchen Beitrag, wenn er auch noch so unbedeutend erscheinen mag, nenne ich: einen Beitrag zur Schöpfung. Wenn wir einen solchen Beitrag als Ziel haben, setzt das enorme Kräfte frei. Menschen sind dann intrinsisch motiviert und wachsen nicht selten über sich hinaus, sprich: Sie leisten dann gerne etwas und oft sogar Herausragendes.
Mystiker*innen stellen sich der Realität, auch wenn sie hart und schwierig sein sollte. Sie versuchen Schwierigkeiten in Chancen zu verwandeln, statt in eine Opferrolle zu verfallen und Sündenböcke zu benennen und zu bekämpfen. Die Psychologie nennt eine solche Haltung "Positivity" (Barbara Fredrickson) oder "Positive Leadership" (Kim Cameron). Ich nenne diese Haltung gerne auch: Blei in Gold verwandeln. Denn ein Ziel der Mystik ist es, diesen kostbaren Wert und diese Würde zu entdecken und auch zu spüren(!), die wir alle in uns tragen, alleine schon deshalb, weil wir Menschen sind. Da wartet ein wahrer Schatz auf uns, mitten in uns. Und Schwierigkeiten, so ungern wir sie erleben, können der Anlass sein und uns sogar die Motivation und die Energie geben, diesen Schatz in uns zu endlich entdecken.
Mystik heißt für mich, dass wir uns mit der Liebe, dem Wert und der Würde verbinden, die wir alle bereits in uns tragen.
Auf dem Weg dahin gilt es, schwierige und hinderliche Dinge, die in uns selbst liegen, auch in uns selbst zu klären und zu bereinigen. Denn das Selbst, das wir unter unseren Lebensumständen gebildet haben, trägt viele Verletzungen in sich. Es hat in vielen Fällen zu wenig Liebe bekommen und zu wenig Wertschätzung erfahren, oder zu viel Wertschätzung für die falschen Dinge. Mystiker*innen streben mit innerer Arbeit nach Souveränität. Diese wird man nicht an einem Wochenendworkshop erlangen. Im Gegenteil: Innere Freiheit gewinnt man nur Schritt für Schritt auf dem Pilgerweg durchs Leben. Wer aber diese innere Arbeit umschiffen möchte und dafür Lösung und Erfüllung immer nur im Außen sucht (neuer Job, neuer Partner, neue Reise, mehr Geld, endlich das Wunschgewicht etc.), der wird seine Probleme überall mit hin tragen und "irgendwie immer wieder im selben Film" landen. Dieses ist dann wirklich anstrengend ("Hamsterrad", "Innere Leere"), während eine aufrichtige innere Arbeit sehr schnell auch viel Freude macht, weil sie das Leben wieder ins Fließen bringt.
Selbst wenn Ihr Beitrag zu dieser Welt "nur" darin bestehen sollte, trotz Ihrer verletzten und unerlösten Anteile, Haltungen wie Güte, Mitgefühl, Dankbarkeit, Menschlichkeit, Barmherzigkeit, Respekt, Freundlichkeit, Wertschätzung oder Vergebung in die Welt zu tragen, dann ist dies aus Sicht der Mystik bereits ein wahrhaft bedeutender Beitrag zur Schöpfung.
"Handelt der Mensch dem göttlichen Geist entsprechend, wird er Partner in Gottes Schöpfung", schreibt der Jesuit Christian Rutishauser. Und weiter: „Das Leben des Menschen ist für Jesuiten ein Einschwingen in das Projekt von Gottes Schöpfung und Geschichte". Ich sage: Wenn wir nur lernen, die oben genannten Haltungen zu leben, statt - wie es scheinbar immer häufiger geschieht - unsere Ängste im unreflektierten Hass auf andere zu projizieren, dann schwingen wir automatisch ein in diesen "Schöpfungsakt, der die Vielfalt und Verschiedenheit der Lebewesen bejaht" (Christian Rutishauser).
Das coole an einer inneren Arbeit im Sinne der Mystik ist aus meiner Sicht: Sie bleibt stets im Hier und Jetzt, also bei dem, was sich jeweils aktuell bei mir zeigt. Was denke ich gerade? Was fühle ich gerade? In welchem Film stecke ich gerade wieder? Sind da Muster erkennbar? Wenn ja: sind diese hilfreich oder schädlich? Bin das wirklich ich? Welche hilfreichen Denkmuster könnte ich einüben? Welche Denkmuster / Mindsets sind überhaupt hilfreich? Was genau bedeutet in dieser Situation "Liebe"? Was ist überhaupt "liebevoll" und was erscheint nur so? Wer bin ich wirklich?
Die Mystik arbeitet zwar auch mit unserer Lebensgeschichte, sie braucht aber keine Psychoanalyse aller Kindheitserlebnisse. Mystik ist keine Psychotherapie. Wir bleiben schlicht in der aktuellen Erfahrung, sprich bei unserer inneren Realität. Mystik braucht den Mut, ehrlich zu sich selbst zu sein, und das Wissen darum, wie wir liebevoll mit dem umgehen können, was wir - im Guten wie im Schlechten - in uns und in anderen entdecken. Dieses Wissen nenne ich "Weisheit".
Was mich begeistert: Eine Fülle an großartigen Erkenntnissen der modernen Psychologie und Hirnforschung über Denkweisen und Praktiken in Weisheitstraditionen geben wissenschaftlich fundierte Hinweise auf Übungen und Denkmuster, die wirklich hilfreich sind auf dem Weg zu unserem wahren Selbst, etwa Erkenntnisse über offene Präsenz, Achtsamkeit, Liebende Güte (Metta), Mitgefühl (Compassion), Selbstmitgefühl, Altruismus, Dankbarkeit, Vergebung, Weisheit, Sinn, Demut, Vertrauen, Authentizität, Freude, Glück, gelingende Beziehungen, gelingendes Miteinander, psychische Grundbedürfnisse oder das rechte Verhältnis von Geben und Nehmen.
Die moderne Psychologie hat eine Fülle an wertvollen Erkenntnissen gesammelt, die auch gläubigen Menschen helfen können, viel besser zu verstehen, was "Liebe" eigentlich alles bedeuten kann.
Sehr wichtig ist dabei aus meiner Sicht: Um diesen Weg zu gehen, müssen Sie nicht anfangen, regelmäßig zu meditieren! Ich habe einen Weg für unsere hektische Zeit entwickelt, der ohne eine solche Praxis auskommt, und der wissenschaftlich begründbar ist. Es reicht, wenn Sie sich regelmäßig mitten im Alltag für ein paar Momente auf ein Mindset besinnen, das Sie in diesen zwei Kursen bei mir erlernen können: "Das Geheimnis der Meditation" und "Die Kunst des Mitgefühls". Wenn Sie dabei in der Summe auf sieben Minuten innere Übung am Tag kommen, wird das schon einiges in Gang bringen und verändern - was Studien bestätigen.
Um dieses Haltung einzuüben, reicht es, wenn Sie ab und zu geführte Übungen von ca. 10 Minuten durchführen. Mit der Zeit wird diese innere Haltung, wenn Sie das möchten, immer mehr Raum in Ihnen einnehmen und mit ihr werden sich immer mehr Momente von Ruhe, Klarheit und innerem Glück einstellen, selbst wenn die äußeren Umstände nicht optimal oder sogar schwierig sein sollten.
Wenn ich die Botschaft der Mystik in kurze, knackige und marketingtaugliche Statements fassen müsste, würden es diese drei Sätze sein:
Du bist geliebt.
Du bist einzigartig.
Du wirst gebraucht.
Eine Einführung in die Mystik mit zahlreichen praktischen Übungen gibt auch mein Workshop "Wege zur Quelle". Dort baue ich gleichzeitig eine Brücke zwischen Wissenschaft und Spiritualität. Bilder großer Physiker weiten unseren Blickwinkel. Ich skizziere dort auch ein neues Bild der Wirklichkeit, ein Bild, das wieder Sinn stiften kann.
Martin Schleske (aus "Werk I Zeuge: In Resonanz mit Gott")
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